Durch einen über 800 Meter langen, mit Wandmalereien verzierten Tunnel gelangt man in das Licht – und im selben Moment erscheint das von Bergen umschlossene, stille und malerische Dorf Selong vor den Augen.
Das Dorf Selong liegt in der Gemeinde Kongyu der Stadt Kangding des Autonomen Bezirks Garzê der Tibeter in der Provinz Sichuan; sein tibetischer Name bedeutet „Goldene Schlucht“. Das Dorf wird von drei Bergketten umarmt. Unter den schneebedeckten Gipfeln ziehen tagsüber Nebelschwaden durch die Wälder, während Rinderherden gemächlich weiden. Nachts erstrahlt die Stille des Dorfes in Lichtern, die wie ein Sternenmeer funkeln.
„Verkehr zu Fuß, Arbeit mit Ruf.“ Dies war vor Jahren die treffende Beschreibung für Selong. Früher mussten die Dorfbewohner gefährliche Bergpfade überwinden und auf Klippenwegen laufen, was allein für den Weg aus dem Dorf mehrere Stunden in Anspruch nahm. Die Wende kam 2014, als ein 875 Meter langer Tunnel und die dazugehörige Dorfzufahrtsstraße fertiggestellt wurden, die den mehrstündigen Bergweg auf eine zehnminütige Autofahrt verkürzten.
Dieser Tunnel ist nicht nur eine Lebensader, sondern auch ein Weg zum Wohlstand. Die verkehrstechnische Erschließung brachte das im Hochgebirge verborgene Dorf auf die Überholspur der ländlichen Tourismuserwicklung – Selong wurde 2014 zum Volksgruppen-Modelldorf der Provinz Sichuan und 2016 zum nationalen Volksgruppen-Modelldorf ernannt.
Mit dem Aufschwung des Tourismus entwickelte sich der Privatpensionssektor in Selong rasant. Die Gasthäuser im Dorf sind einzigartig – einige bewahren die Struktur traditioneller tibetischer Siedlungen, andere verfügen über 270-Grad-Flächenfenster, die den Panoramablick auf Berge und Wolken einfangen. Die Tourismusentwicklung zog auch viele Hochschulabsolventen zur Rückkehr in die Heimat an, die sich ihren Traum vom Geldverdienen gleich vor der Haustür erfüllten. Dieses Jahr erreichte Selongs Besucherzahl etwa 20.000 Personen, was kollektive Einnahmen von über 2 Millionen Yuan (rund 242.120 Euro) brachte.
