Das mächtige Qilian-Gebirge – ein geologischer Knotenpunkt zwischen dem Hochland von Tibet, dem Plateau Mongolei-Xinjiang und dem Lössplateau – entfaltet auf Qinghais Territorium seine dramatischsten Landschaftsszenen. Hier, fern urbanem Lärm, überleben Tierarten, die sich an extreme Bedingungen angepasst haben: Nur der Wind rauscht durch die Almwiesen, Schmelzwasser rinnt in Schluchten – und stille Überlebenskämpfe entfalten sich.
Betreten Sie diese Region, und der erste Anblick wird Sie überwältigen: Tibetgazellen (Procaprapicticaudata), die mit eleganten Sätzen durch die weiten Grassteppen fliegen. Ihre schlanken Körper sind perfekt an die Steppenfarbe angepasst – doch unverkennbar ist das herzförmige, schneeweiße Fellzeichen an ihrer Hinterhand. Wenn die Tiere alarmiert den Kopf wenden, blitzt diese Markierung wie ein Schneefleck zwischen den grasenden Wellen auf.
Der Blick richtet sich auf die noch schrofferen Berggipfel, wo sich die Zähigkeit des Lebens in anderer Form offenbart. Die Blauschafe, diese wahren Kletterkünstler, sind wie tanzende Geister an steilen Felswänden. Mit ihrer perfekten Tarnfarbe, die fast mit dem Gestein verschmilzt, bewegen sie sich mühelos über senkrechte Klippen – wie ein graubrauner Gebirgsbach, der sich durch schroffe Felsen schlängelt. Sie malen ein Bild wilder Anmut, in dem Bewegung und Stille perfekt verschmelzen.
Doch der wahre „Einsiedler der Hochgebirge“ im Qilian-Gebirge ist unbestritten der Schneeleopard. Dieser Spitzenprädator gilt als „Barometer“ für die Gesundheit des alpinen Ökosystems. Er bewegt sich schemenhaft, kommt und geht wie der Wind – sein dichtes Fell ist eine Rüstung gegen die eisige Kälte, der kräftige Schwert ein unverzichtbares Werkzeug, um das Gleichgewicht zu halten.Schon die bloße Existenz des Schneeleoparden ist eine Legende der Verborgenheit. Seine Spuren finden sich meist nur in versteckten Ecken, von Infrarotkameras festgehalten. Erst nach langem Warten mag man das flüchtige Bild seiner geschmeidigen Gestalt erhaschen – ein flüchtiger, atemberaubender Moment.
Doch neben diesen charismatischen Leitarten schwingt das Lebenskonzert des Qilian-Gebirges noch viele einzigartige Melodien.Der wachsame Tibetfuchs streift mit seinem buschigen Schweif durch die Grasmatten, stets auf der Spur von Pfeifhasen. Das drollige Murmeltier richtet sich am Bau auf, späht umher und stößt kurze, bellende Warnrufe aus.Noch heimlicher zieht die Graukatze ihre Fährte – ihr gelbgraues, unverwechselbar getupftes Fell verschmilzt perfekt mit Buschwerk und Steppengras.Jedes dieser Lebewesen hat im harten Hochland seine eigene Überlebensstrategie gemeißelt. Gemeinsam weben sie das komplexe, verblüffend fein austarierte Netz des Lebens im Qilian-Gebirge.