Im April steht die Großgemeinde Moerduoshan im Kreis Rongzhag im Hochland im Nordwesten von Sichuan in voller Blüte. In dieser Gemeinde sind Tausende von Birnenbäumen mit weißen Blüten übersät, zwischen denen Dutzende steinerne Steintürme emporragen – ein beeindruckender Anblick. Diese alten, aus Stein geschichteten Bauwerke, einst Zeugnis der Weisheit der Vorfahren der Gyalrong-Tibeter, sind heute das kulturelle Aushängeschild dieses „Landes der Tausend Steintürme“.
Der Kreis Rongzhag im Autonomen Bezirk Garzêder Tibeter in der Provinz Sichuanliegt am Oberlauf des Dadu-Flusses und gilt als Kernzone des Kulturkorridors der Tibeter, Yi und Qiang. Die Steintürme von Rongzhag blicken auf eine über tausendjährige Geschichte zurück.
Das Dorf Jikayi in der Gemeinde Moerduoshan ist eine der Regionen, in denen die alten Türme am besten erhalten sind. Chimed Palden, der mit 19 Jahren die Steinmetzkunst erlernte und heute mit 76 Jahren nationaler Träger des immateriellen Kulturerbes für die tibetische Turmbaukunst ist, wuchs hier auf. Als er von der Bauweise der Türme erzählte, zeigte er zwei einfache Werkzeuge: einen Hammer mit einer runden und einer keilförmigen Seite sowie ein Holzbrett – mehr war nicht nötig.
In Rongzhag stehen heute noch über 500 Steintürme, der höchste misst 30 Meter. Zahlreicher Erdbeben haben sie standgehalten. Dank der reichen Steinvorkommen am Ostrand des tibetischen Hochlands konnten die Handwerker das Material vor Ort bearbeiten. Die Wände wurden mit der „Kreuzfugen-Technik“ errichtet, bei der die Steine lückenlos geschichtet und mit Lehm verfugt werden. An den Ecken sorgen massive „Überbrückungssteine“ für zusätzliche Stabilität. Diese Bauweise macht die Türme nicht nur erdbebensicher, sondern auch gut isoliert – „im Winter warm, im Sommer kühl und wetterfest“.
Die einzigartige Kultur und Architektur zieht Besucher aus aller Welt an. Wie es heißt, sind heute typischeprivate Gästehäuser das Hauptangebot für Touristen. Im Jahr 2024 verzeichnete das Dorf Jikayi 300.000 Besucher und einen Tourismuserlös von 88 Millionen Yuan (rund 11,3 Millionen Euro).
(Redakteur:Krystal Zhang)