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Verwurzelt auf dem schneebedeckten Hochplateau – ein vielfarbiges Gemälde entsteht

10-04-2025 15:07
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Lhakpa Tsering wurde in Xigazê in Xizang geboren. Nach seinem Abschluss im Fach Kunst an der Universität Xizang im Jahr 1999 widmete er sich der künstlerischen Arbeit und Forschung, wobei er insbesondere auf dem Gebiet derexpressiven Leinwandgemälde in leuchtenden, kontrastreichen Farben bemerkenswerte Erfolge erzielte. Er gilt als einflussreicher Künstler in der nationalen Kunstszene.Seine Werke zeigen nicht nur die Naturlandschaften und kulturellen Eigenheiten Xizangs, sondern integrieren auch Elemente traditioneller tibetischer Wandmalereien und Thangka-Kunst, wodurch er einen unverwechselbaren Stil entwickelt hat. Seine Arbeiten wurden in mehreren Ländern ausgestellt und werden von namhaften Kunstinstitutionen sowie privaten Sammlern geschätzt.

„Ich liebe es, traditionelle Elemente wie Blumenmotive aus Wandmalereien und Thangkas in meinen Werken aufzugreifen“, erklärte Lhakpa Tsering.„Doch dann übersetze ich diese Motive in eine zeitgenössische Formensprache – indem ich durch intensive Farbgebung auf Leinwand die Erzählungen neu komponiere und ihnen eine tiefgründige Auseinandersetzung mit dem ModernisierungsprozessXizangseinverleibe.Diese Innovation ist kein bloßes Zusammensetzen von Symbolen. Vielmehr wurzelt sie – wie die Himalaya-Gerste im Boden – tief in der tibetischen Kultur: Erst wer die Essenz traditioneller Techniken bis ins Mark verinnerlicht hat, kann daraus eine authentische zeitgenössische Kunstsprache erwachsen lassen.

Als Maler ist sich Lhakpa Tsering bewusst, dass die Quelle künstlerischer Kreativität im tiefen Verständnis und Erleben des Lebens liegt. Seine Werke zeigen nicht nur die atemberaubende Natur Xizangs und seine reiche Kultur, sondern vermitteln auch eine Haltung von unerschütterlicher Freude am Malen. Dies lässt den Betrachter die Magie der Kunst und die Schönheit des Lebens unmittelbar spüren. Durch seine künstlerische Praxis und seine kreativen Errungenschaften hat er der Entwicklung der tibetischen Malerei entscheidende Impulse verliehen.

Von 2012 bis 2019fand dieses lebensnahe künstlerische Konzept im Rahmen des „Projekts für hundert neue Thangkas in Xizang“ seinen vollendeten Ausdruck. Gemeinsam mit über 200 Kunstschaffenden schuf er Werke wie „Die Eröffnung der Qinghai-Xizang-Straße“ und „Die friedliche Befreiung Xizangs“, in denen historische Schlüsselereignisse meisterhaft mit traditionellen tibetischen Erzählformen verschmelzen. Diese Arbeiten dokumentieren nicht nur den Zeitgeist des Wandels, sondern bewahren auchzugleich die unverwechselbare Ästhetik der Volkskunst. Sein künstlerisches Credo-„Ästhetik, Innovation und wahrhaft tibetischer Ausdruck"​​ – eröffnete der thematischen Malerei Xizangs völlig neue Perspektiven.

In seinem künstlerischen Schaffenhat Lhakpa Tsering stets das Prinzip „Verwurzelung im Volkstum, Verankerung in der Tradition“ gelebt. Jahr für Jahr durchstreift er tibetische Dörfer für ethnografische Studien, analysiert hinter den Kulissen der Tibet-Oper die Farbkompositionen der Bühnenbilder und dokumentiert in Werkstätten lokaler Meister die traditionellen Techniken der Mineralpigment-Herstellung. Diese immersive Auseinandersetzung mit der Kultur ermöglichte es ihm, den genetischen Code tibetischer Überlieferung in seine künstlerische DNA zu überführen – und so eine Kunstphilosophie zu entwickeln, die „die Tradition als Fundament, die Innovation als Seele“ begreift.

Trotz seiner arbeitsintensiven Tätigkeitbewahrt Lhakpa Tsering stets eine „drachengleiche“ Schaffensmentalität. In seinem Atelier hütet er handgemachte Drachen aus seiner Kindheit – diese volkstümliche Kunstform dient ihm sowohl als Inspirationsquelle wie auch als geistige Brücke zwischen Tradition und Moderne. Inzwischen hat die junge Künstlergeneration die Mission des „Staffelstabempfangs“ übernommen: Die Weitergabe kulturellen Erbes und der Beitrag zur tibetischen Kunst sind zum gemeinsamen Anliegen der tibetischen Malschule geworden.

Als Direktor des Tibetischen Kunstmuseumsgestaltet Lhakpa Tsering mit seinem Team ein neues kulturelles Leuchtturmprojekt auf dem Hochplateau. Durch Initiativen wie die „Biennale für zeitgenössische tibetische Kunst“ und internationale „Thangka-Symposien“ hat sich das Museum zu einer Brücke zwischen Tradition und Moderne, zwischen Xizang und der Welt entwickelt. Hier begegnen sich alte Thangka-Kunst und digitale Medien in produktivem Dialog, während einheimische Künstler und internationale Kuratorinnen und Kuratoren in inspirierenden Diskursen neue Perspektiven entwickeln.

Im Umgang mit der jungen Künstlergeneration setzt er sich unermüdlich für deren Förderung ein: „Tradition weiterzugeben bedeutet nicht bloße Reproduktion, sondern das Einflößen eines zeitgenössischen Geistes in das genetische Erbe der Kultur.“ Unter seinem Einfluss entstand in der tibetischen Kunstszene ein einzigartiges Kontinuum der Meisterschaft – wo Altmeister, etablierte Künstler und Nachwuchstalente in organischer Wechselwirkung stehen. Immer mehr junge tibetische Künstler ergreifen heute den Pinsel, um Geschichten des modernen Xizangs zu erzählen.

Im obersten Ausstellungsraum des Tibetischen Kunstmuseums​ blickte Lhakpa Tsering über den Potala-Palast hinweg in die weite Ferne.„Damit die tibetische Kunst wirklich weltweit Anerkennung findet, muss sie zwei Pfeiler haben: einerseits handwerkliche Meisterschaft als Fundament, andererseits kulturelles Selbstbewusstsein als Rückgrat. Wir müssen den genetischen Code unserer Volksgruppen-Kunst bewahren – aber gleichzeitig chinesische Geschichten in einer international verständlichen Kunstsprache erzählen.“Mit diesen Worten unterstrich Tsering die Dialektik von Bewahrung und Innovation. „Als zeitgenössische Kulturschaffende tragen wir eine doppelte Mission: Einerseits gilt es, das künstlerische Schaffen bis in die Wurzeln zu vertiefen, um mit wegweisenden Werken die spirituelle Landschaft des Hochplateaus sichtbar zu machen. Andererseits gilt es, die theoretische Fundierung zu stärken und die Entwicklungslinien der tibetischen Kunst systematisch aufzuarbeiten. Künftig liegt unsere zentrale Aufgabe darin – durch künstlerisches Schaffen zugleich die natürliche Schönheit Xizangs und die Seele seiner Kultur zu erfassen, das Glücksempfinden der tibetischen Bevölkerung zu dokumentieren und mit künstlerischen Mitteln den Zeitgeist des neuen Xizangs zu konturieren. Dies wird die künstlerische Aufgabe sein, der wir uns ein Leben lang widmen werden.“

(Redakteur: Krystal Zhang)