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Abschaffung der Leibeigenschaft ist die Wahl der Geschichte (Teil 1)

19-04-2019 09:23
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Dieses Jahr findet das 60-jährige Jubiläum der Durchführung der demokratischen Reform in Tibet statt. Die Reform vor 60 Jahren hat voll und ganz die feudale Leibeigenschaft abgeschafft, die Jahrhunderte in Tibet angedauert hat. Dadurch wurden Millionen von Leibeigenen befreit.

Fröhliche befreite Leibeigene im Hof Lajiali (1959). Fotografiert von Lan Zhigui

Die feudale Leieigenschaft des Cäsaropapismus in Tibet ist im 12. Jahrhundert entstanden \und hat im 17. seinen Höhepunkt erreicht. Vor der demokratischen Reform wurden alle Mächte und Interessen komplett von Beamten, Aristokraten sowie den oberen Mönchen beansprucht, während die breite Bevölkerung keinerlei politische Macht, keinen wirtschaftlichen Status und keine persönliche Freiheit hatte.

Die “Dreizehn Gesetze” und „Sechzehn Gesetze“ der Leibeigenschaft waren wichtige Mittel zur Wahrung der Interessen der drei großen Herren, der strikten Hierarchie, der Unterdrückung der Leibeigenen und der Verletzung der Menschenrechte. Die Gesetze unterschieden bei Menschen zwischen drei Stufen mit insgesamt neun Unterstufen. „Die Menschheit ist in drei Stufen geteilt, und zwar die obige, die mittlere und die untere Stufe. Jede Stufe hat wiederum eine obere, mittlere und untere Mittelstufe.“ Die Gesetze schreiben deutlich vor, dass Gold-, Silber- und Eisenschmiede sowie Fleischer und Bettler zu der niedrigsten Stufe von Menschen gehören. Überdies wurden Frauen ebenfalls von den Gesetzen zu den niedrigsten Menschen gezählt. In dieser verfestigten Hierarchie konnte man die Grenze, welche die Gesetze festgelegt hatten, nicht überschreiten, egal, wie fleißig man war. Jedoch waren die Interessen der drei Herren den Gesetzen zufolge heilig und unantastbar. Wenn die Leibeigenen die Interessen der Herren verletzen, besagen die Gesetze: „Je nach den Taten werden den Tätern die Augen herausgestochen, Fleisch von Beinen abgeschnitten, die Zungen herausgeschnitten oder die Hände abgehakt. Oder sie werden in den Abgrund gestoßen, ins Wasser geworfen oder einfach getötet.“

“Gefängnisinsasse”, der mit Ketten auf einer Straße bettelte (1956).Fotografiert von Chen Zonglie

Die Herrscherklasse Tibets hat mit den Böden, Weideflächen usw., die sie besaß, ein Abhängigkeitsverhältnis zu den Leibeigenen aufgebaut. Damit hat sie die Leibeigenen ausgebeutet und versklavt. Unter den zahlreichen Leibeigenen von damals kursierte ein bekanntes Lied: „Auch wenn sich die von Schnee bedeckte Berge in Butter verwandeln, wird sie im Besitz der Herren; auch wenn sich das Flusswasser in Milch verwandelt, bekommen wir keinen Schluck davon zu trinken.“ Einer Statistik zufolge gab es in Tibet vor der demokratischen Reform rund 3,3 Millionen Wanke (rund 220.000 Hektar) Ackerland. Rund 38,9 % gehörten Beamten, 36,8 % Klöstern und Oberschichten der Mönche und 24 % dem Adel. Die ganz wenigen Landwirte in abgelegenen Regionen besaßen zusammen nur 0,3 % des Ackerlandes. Die meisten Weideflächen waren ebenfalls im Besitz der Herren. Dieses Abhängigkeitsverhältnis wurde sehr von der feudalen Leibeigenschaft des Cäsaropapismus geschützt.

Die Kashag (die damalige Regierung in Tibet) schrieb vor, dass den Leibeigenen nur nur erlaubt war auf den Böden der Gutshöfe, denen sie untergeordnet waren, zu arbeiten und dass sie die Höfe nicht eigenmächtig verlassen durften. Eine Flucht wurde strengstens verboten. Überdies betrachteten die Gutsherren die Leibeigenen als privates Eigentum und nutzten sie willkürlich zu Wetteinsätzen, Geschäften, Übertretungen, Geschenken, Schuldentilgung oder zum Austausch.

Die Herrscherklasse Tibets pflegte über die Religion eine intensive geistige Kontrolle und steuerte mit dem vagen Begriff „Paradies“ sowie dem „Glück des nächsten Lebens“ den Geist der Leibeigenen, so dass sie sich mit ihrem Schicksal abfanden. Alle Gedanken oder Kulturen, die nicht mit den Interessen oder der Einstellung der drei Herren konform waren, wurden als Häresie betrachtet. Der neuzeitliche tibetische Gelehrte Gendün Chöphel wurde ins Gefängnis gesteckt und verfolgt, weil er die Bestechlichkeit und Dekadenz der Mönche enthüllte und sich für eine Reform des Buddhismus engagiert hatte. Dies wurde von der Kashag nicht toleriert und am Ende ist er im Gefängnis verstorben.

Freie Luft amtmen – Befreite Leibeigene verbrennen Verträge (1959). Fotografiert von Chen Zonglie

Die Existenz der Leibeigenschaft verhinderte nicht nur die gesellschaftlichen Fortschritte und die Entwicklung der Produktivität Tibets, sondern verstieß auch gegen die Gesetzmäßigkeiten der Entwicklung der menschlichen Gesellschaft.

(Redakteur: Daniel Yang)