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Bediensteter Li Jiesheng der Bahnstrecke Lhasa-Nyingchi: Das Doppelleben eines begabten Nach-95ers​

21-10-2025 15:23
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Auf dem Bahnsteig des Bahnhofs Mainling der Bahnstrecke Lhasa-Nyingchi ist die Erscheinung des nach 1995 geborenen Bahnbediensteten Li Jiesheng stets besonders geschäftig und warm – gegenüber den von nah und fern kommenden Reisenden weist er geduldig den Weg; auf die Fragen der Reisenden gibt er sorgfältig Antwort. Mit seinem aufrichtigen Lächeln baut er eine Brücke zwischen dem schneebedeckten Hochplateau und den Gästen aus allen Richtungen. Doch in seinem abseits des Trubels gelegenen Wohnheim entfalten sich unter dem Lampenlicht das ausgebreitete Xuan-Papier und der dezent-elegante Duft der Tusche eine weitere Seite seines Lebens: die eines in Tinte und Pinselarbeit vertieften Liebhabers der Kalligrafie und Malerei.

Als Bahnbediensteter bedient Li Jiesheng tagtäglich Reisende mit unterschiedlichsten Bedürfnissen und hat sich dabei äußerste Geduld, einen scharfen Blick und solide Fähigkeiten zur Bewältigung unerwarteter Situationen angeeignet. Diese im Dienst geschliffenen Eigenschaften sind genau zum wertvollsten Kapital für sein Kalligrafiestudium geworden. „Zum Beispiel darf man beim Schreiben mit dem Pinsel keinen Strich vernachlässigen, genauso wie bei der Überprüfung der Reisenden-Informationen. Da ist kein Raum für Fehler“, pflegt Li Jiesheng solche Einsichten zu äußern.

Zur Zeit des Frühlingsfestverkehrs, wenn die Heimkehrerströme das Hochland füllen, pflegt Li Jiesheng eine besondere Initiative: Er stellt in einer Ecke der Wartehalle einen einfachen Schreibtisch auf, breitet rotes Papier aus, mischt die Tusche an und verwandelt sich so in den „Kalligrafiekünstler des Frühlingsfestverkehrs“. Die von ihm persönlich geschriebenen Paare von Frühlingsfestrollensprüchen und die Zeichen für „Glück“ übergibt er mit starkem Neujahrsflair und aufrichtigen Segenswünschen den Reisenden aus allen Himmelsrichtungen. Die von Herzlichkeit strotzenden Glückwünsche springen einem direkt vom Papier entgegen, haben traditionellen Charme und integrieren zugleich die Charakteristika der Hochlandbahn, was Reisende veranlasst, stehenzubleiben und Erinnerungsfotos zu machen.

Mittlerweile hat Li Jiesheng, der seit über zehn Jahren unbeirrt Kalligrafie und Malerei betreibt, sich längst vom damaligen Anfänger zum in den Augen der Kollegen technisch versierten „Herrn Li“ entwickelt. Auf dem reinen Land von Mainling, dieser „Medizinstätte“, beschützt Li Jiesheng mit warmem Lächeln die Gemütlichkeit der Reise und zeichnet mit lautloser Tusche die Gedichte in seinem Herzen – dieser nach 1995 geborene Bahnbedienstete ist geradezu die lebendige Abbildung der Reichhaltigkeit und Widerstandsfähigkeit der geistigen Welt der Industriearbeiter der neuen Zeit. Mittlerweile hat Li Jiesheng, der seit über zehn Jahren unbeirrt Kalligrafie und Malerei betreibt, sich längst vom damaligen Anfänger zum in den Augen der Kollegen technisch versierten „Lehrer Li“ entwickelt.

(Redakteur: Yifei Sui)