Startseite>Geschichte Tibets

Beharrlichkeit und Tradition: „Luosa-Medog“ des Dorfes Sangmo

25-02-2025 11:12
vergrößern +

„Luosa-Medog“ wird auch als „Neujahrsblume“ oder „tibetische Neujahrsblume“ bezeichnet. Es handelt sich um gefärbte Weizen- und Gerstenähren, die als Blumenarrangement gestaltet werden. Zum Neujahrsfest stecken die Menschen sie in die „Qema-Box“, die mit Tsampa (geröstetem Gerstenmehl) und Himalaya-Gerste gefüllt ist, um ein glückliches und fruchtbares neues Jahr zu symbolisieren. Jedes Jahr zu dieser Zeit gibt es zahlreiche Berichte über„Luosa-Medog“, aber wissen Sie, wie sie hergestellt werden? Und welche Besonderheiten gibt es bei der Herstellung?

Am 19. Februar besuchte ein Reporter das Dorf Sangmo im Stadtbezirk Doilungdêqên in der Stadt Lhasa, um die Dorfbewohner zu treffen, die die Färbekunst von „Luosa-Medog“weiterführen, und mehr über die Geschichte hinter diesem traditionellen Handwerk zu erfahren.

Das Dorf Sangmo liegt etwa 18 Kilometer von Lhasa entfernt und umfasst 157 Haushalte mit über 700 Einwohnern. Fast jede Familie pflegt die traditionelle Handwerkskunst der Herstellung von „Luosa-Medog“, die von Generation zu Generation weitergegeben wird. Im Jahr 2018 wurde die Färbekunst„Luosa-Medog“ aus Sangmo in die Liste des immateriellen Kulturerbes der Stadt Lhasa aufgenommen.

Beim Betreten des Dorfes Sangmosah man ordentlich angeordnete Häuser, und auf dem Dorfplatz sind die Einwohner unter der warmen Wintersonne emsig bei der Arbeit. Einige kochten Farben, um Weizen- und Gerstenähren einzufärben, während andere getrocknete „Luosa-Medog“ zusammenbanden.

Ab Dezember jedes Jahres sind die „Luosa-Medog“ im ganzen Dorf Sangmo allgegenwärtig. „Ich habe schon als Kind zugesehen, wie die Älteren die ‚Luosa-Medog‘ herstellten. Mit sieben Jahren half ich beim Binden, und mit zwanzig begann ich, sie selbstständig anzufertigen. Immer zu dieser Zeit wusste ich, dass das Neujahrsfest bald bevorstand“, erinnerte sich die 64-jährige Dorfbewohnerin Drolma Tsering.

Die eingefärbten „Luosa-Medog“ wurden gebündelt und an Drahtseilen auf dem Platz oder an Querbalken vor und hinter den Häusern aufgehängt. In der Ferne erhoben sich schneebedeckte Berge, still und rein, während in der Nähe die farbenfrohen „Luosa-Medog“ in voller Pracht erblühten. Vor dem Hintergrund des blauen Himmels und der weißen Wolken wirkte das ganze Dorf harmonisch, lebhaft und voller Vitalität.

Von der Frühjahrsbestellung, über die Sommerpflege und Herbsternte bis hin zum Färben, Trocknen, Binden und Verkaufen im Winter ist der Herstellungsprozess der „Luosa-Medog“ keineswegs einfach. Sowohl der Anbau als auch das Färben sind äußerst mühsam. Drolma Tsering erzählte einem Reporter: „Jedes Jahr im April beginnen wir mit dem Anbau von Weizen und Himalaya-Gerste, gießen und düngen die Pflanzen. Bei der Ernte im September wählen wir die vollen und kräftigen Ähren aus, binden sie zusammen und entfernen die Spelzen, bevor wir sie trocknen lassen. Im Oktober bringen wir sie ins Haus und stapeln sie Schicht für Schicht. Der Raum sollte möglichst sonnig und frei von Mäusen sein. Im November kaufen wir dann Farben und Wolle zum Binden ein.“

Den Herd anheizen, Wasser kochen … Nachdem die Weizen- und Gerstenähren getrocknet waren, begann der Färbeprozess. Drolma Tsering goss die Farbe in das kochende Wasser und rührte ständig um, um Klumpenbildung zu vermeiden. Anschließend tauchte sie die Weizen- und Gerstenähren wiederholt in die Farbe, nahm sie heraus, tauchte sie erneut ein und holte sie wieder heraus. Nach einigen Durchgängen wurden die gefärbten Ähren in der Sonne getrocknet, gebündelt und zum Verkauf vorbereitet. „Die Farbe muss immer wieder angepasst werden. Vor dem Färben teste ich die Farbe an einer einzelnen Ähre, um sicherzustellen, dass der Farbton perfekt ist, bevor ich das ganze Bündel hineinlege und es wiederholt koche. Dieser Schritt mag einfach erscheinen, erfordert aber Geduld und Sorgfalt“, erklärte Drolma Tsering. In ihren Händen verwandelten sich die Weizenähren langsam von goldgelb in ein kräftiges Rosarot.

„Sind die rosa und gelben schon fertig? Diese Farbflüssigkeit schütte ich weg, und dann beginne ich mit der Vorbereitung für die Herstellung der blaugrünen Farbe.“ Daneben wusch die 61-jährige Dbyangscan den Behälter aus und kochte weiter Wasser, um die Farbe einzulegen. „Die ‚Luosa-Medog‘ haben vier Farben: blaugrün, grün, rosa und gelb. Von allen benötigt die blaugrüne Farbe am meisten Zeit, nicht nur weil man sie selbst mischen muss, sondern auch, weil sie am schwierigsten aufzutragen ist“, sagts Dbyangscan. „Wir beginnen normalerweise um 7 Uhr morgens mit dem Färben, und wenn wir fertig sind, ist es schon fast 16 Uhr nachmittags.“  

Dbyangscan ist seit ihrem 10. Lebensjahr mit der Färbekunst der „Luosa-Medog“ vertraut und übt sie seit über 50 Jahren aus. Sie erzählte einem Reporter, dass die Herstellung der „Luosa-Medog“ fast ein Jahr in Anspruch nimmt. Obwohl es mühsam ist, handelt es sich um eine traditionelle Kunst des Dorfes Sangmo. Im Jahr 2018 wurde die Färbekunst der „Luosa-Medog“ in die Liste des immateriellen Kulturerbes der Stadt Lhasa aufgenommen. „Wir sind alle sehr glücklich und stolz, dass diese Kunstform zum immateriellen Kulturerbe erklärt wurde. Für uns ist es nicht nur eine Einkommensquelle, sondern auch ein kulturelles Erbe. Wir haben diese Kunst von unseren Eltern gelernt, und jetzt, da wir älter geworden sind, geben wir sie an unsere Kinder weiter, damit sie von Generation zu Generation weitergegeben wird“, sagte Dbyangscan.

Neben dem dampfenden Kessel mit Farben stand die junge Schwiegertochter und kochte die Farben; die getrockneten „Luosa-Medog“ lagen daneben, während eine alte Dame und ihr Enkel sie ordentlich bündelten. Auf dem Platz war der älteste Dorfbewohner fast 70 Jahre alt, der jüngste 12. Die jungen Leute haben den Staffelstab des kulturellen Erbes von der älteren Generation übernommen.

(Redakteur: Krystal Zhang)