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【Geschichte aus Nord-Tibet】Transport von damals: Yak- und Schafkolonnen

22-04-2022 09:30
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In den vergangenen Jahren bin ich zusammen mit Freiwilligen der Beijinger Vereinigung der Mitarbeiter für Tibet-Unterstützung gefahren, um in den Kreisen Baingoin, Xainza, Amdo, Nyima und Shuanghu im tibetischen Nagqu Karren zur Kuhdung-Sammlung auf dem Hochland zu verteilen, und habe die großen Veränderungen, die der Straßenverkehr dort gebracht hat, erlebt: Der Transport durch Yak- und Schafkolonnen in der Vergangenheit ist aus dem Blickfeld der Menschen verschwunden und durch den modernen Autotransport ersetzt worden.

Nord-Tibet wird auf Tibetisch „Changthang“ genannt. Es ist eine der fünf größten Weiden in China. Yaks und Schafe spielten für den Transport einst eine wichtige Rolle auf dem nordtibetischen Plateau. Der Transport von Salz, Hochlandgerste, Tee und anderen Notwendigkeiten mit Yaks und Schafen war ein wichtiger Bestandteil des Alltagslebens der Viehhirten.

1987 traf ich auf dem Weg über 200 Kilometer in die Zone Rongma des Shuanghu-Büros im Regierungsbezirk Nagqu (die heutige Gemeinde Rongma des Kreises Nyima der Stadt Nagqu), eine Salztransportkolonne, die aus mehr als 210 Yaks bestand und von vier jungen tibetischen Viehhirten geleitet wurde.

Die Besitzer der Kolonne für Salztransport waren sehr jung, und die Bräuche der Kolonne schlicht. Die in Nord-Tibet verbliebenen Salztransportkolonnen hatten ihre eigenen alten Regeln für den Salztransport. Es wird gesagt, dass jedes Dorf die starken und zuverlässigen jungen Leute auswählen musste, um die Aufgabe des Salztransports zu erfüllen. Bei der Abreise verabschiedete sich das ganze Dorf von den Salztransportern, führte eine Gebetszeremonie durch und beobachtete, wie sich die Salztransporter mit den Yaks auf den Weg begaben.

Die Salztransportkolonnen hatten auch eine seltsame Regel: Salztransporter mussten Männer sein, die auf dem Weg nicht über andere Frauen sprechen durften, geschweige denn sich Frauen auf dem Weg näherten, auch nicht ihren eigenen Frauen. In dieser authentischen männlichen Welt gab es eine Sprache, die nur Männer im Viehzuchtgebiet verstanden. Diese andere spezielle Sprache, die sich völlig von der Alltagssprache unterschied, wurde vom Tag des Verlassens des Stammes oder der Heimat bis zum Tag der Rückkehr nach Hause oder wenn sie den Hügel ihrer Heimat sahen, verwendet. Wer gelegentlich vergaß, diese Sprache zu gebrauchen, und die normale Alltagssprache sprach, wurde bestraft, aber im Allgemeinen musste er nur eine Kanne dicken Buttertee kochen.

Dies geschah, weil nach dem Ausgraben des Salzes die „Göttin des Salzsees“ ihre „Geliebte“ wurde. Wenn die Männer beim Salztransport Frauen mitnehmen oder mit Frauen in Kontakt treten würden, sollte sich die „Göttin des Salzsees“ rächen. Sie wäre eifersüchtig und wütend, was eine Katastrophe bringen würde. Auf der fernen Reise durften die Salztransporter die „Göttin des Salzsees“ nicht vergessen. Jeden Tag mussten sie etwas über ihre Sehnsucht nach der „Göttin des Salzsees“ in einer speziellen Sprache sagen, die die Salztransporter geerbt hatten. Ziel war es, der „Göttin des Salzsees“ dafür zu danken, dass sie den Viehhirten Salz geweiht hat.

Ich habe die Schafkolonnen mehrmals auf dem nordtibetischen Plateau getroffen. Diese Kolonnen bestanden aus 400 bis 500 Schafen oder mehr als 1000 Schafen, die von zwei bis fünf Personen geleitet wurden. Jedes Schaf hatte zwei Wolltaschen, die mit Getreide oder Salz gefüllt waren.

Zu dieser Zeit transportierten diese Schafkolonnen Hunderttausende Kilogramm Getreide in alle Richtungen und in Millionen von Haushalten. Auf diesen weiten Steppen sind Schafe praktischer, zeitsparender und einfacher zu steuern als Yaks.

Der Transport durch Yaks und Schafe in diesem besonderen Gebiet war das Produkt des hartnäckigen Kampfes lokaler Viehhirten gegen die raue Umwelt seit Generationen. Die ehemaligen Yak- und Schafkolonnen sind jetzt vom nordtibetischen Plateau verschwunden und hinterlassen nur die unkenntlichen Hufspuren der Yaks und Schafe.

Der Autotransport anstelle des Yak- und Schaftransports ist eine unvermeidliche Entwicklung der Zeit sowie der Wissenschaft und Technologie, und seine Vorteile liegen auf der Hand. Das Auto trägt nicht nur viel mehr und ist schneller, sondern reduziert auch den Verlust von Yaks und Schafen, erhöht die Schlachtrate des Viehs, spart Zeit und macht das Leben der Viehhirten glücklicher.

(Redakteur: Daniel Yang)