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【Geschichte aus Nord-Tibet】zauberhafte Felsbilder

10-06-2020 15:47
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Im Jahr 1903 erwähnte der bekannte schwedische Forschungsreisende Sven Hedin in seinem Buch Mein Leben als Entdecker, dass er in einem 4.500 Meter über dem Meeresspiegel liegenden Tal in Nord-Tibet ein Stück Stein gefunden habe, auf dem einige den Antilopen nachjagende Bogenjäger eingraviert worden seien.

Als Vizeleiter der Expeditionsgruppe für das Niemandsland in Nord-Tibet und Journalist ging ich Anfang Juli 2001 auf eine Forschungsreise ins Niemandsland in Nord-Tibet.

Am 13. Juli kam unsere Expeditionsgruppe in einem Tal namens Ngodong am Berg Gyeling des Niemandslands an. Am Talhang fanden wir eine große Reihe von Felsbildern.

Eine bemerkenswerte Eigenschaft von Nord-Tibet besteht darin, dass es aus der Ferne wie Gebirge, aber aus der Nähe wie Flüsse aussehe. Der Berg Gyeling besteht aus runden Hügelmassen, die sich in einem sanften Hochgebiet befinden und von den fernen Schneegebirgen umrahmt werden.

Nachdem wir dem Tal Ngodong entlang fünf- oder sechshundert Meter zum Gipfel hinaufgelaufen waren, ließen sich überall auf dem Talboden die kahlen, glänzenden und türkisbraunen Gesteinsstücke bemerken, zwischen denen das getrocknete Gras sporadisch auftrat. Es war total unglaublich, dass die Felsbilder verstreut zwischen den großen Steinen lagen. Ins Auge sprangen vor allererst ein formloses viereckiges Steinstück, dessen Kanten unklar waren. Die Darstellung auf dem flachen und glatten Stein war deutlich zu lesen: ein Hirt treibe ein paar Yaks. In der Farbe war dieses Bild etwas hell und leicht eingefallen, das nicht geschnitzt zu sein erschien. Den Berghang entlang suchend fanden wir noch 8 Steinstücke mit Felsmalerei darauf.

Diese Steine waren alle in verschiedener Größe und Form. Sie hatten auch jeweils ein eigenes Muster. Die Höhe des größten Steins betrug mehr als 1 Meter, eben die Höhe vom Kleinsten war mehr als 2 Chi (traditionelles Längenmaß Chinas, 1 Chi ist 1/3 Meter). Auf der Oberfläche der Steine wurden sowohl einfache Muster wie Yaks, Schafe, Wildtiere und Totems, als auch komplizierte Situationen wie Jäger beim Viehhüten und Schießen mit Pfeil und Bogen, einige Kämpfer beim Laufen, Springen und Klettern sowie Kämpfen mit Speer und Schild dargestellt.


Das Felsbild am Berg Gyeling zeigt die Melonen an einem Spalier, woraus sich ergibt, dass das Klima dort einmal mild und geeignet für die Landwirtschaft gewesen sei. (1987)

Hinter dem anderen Berg rückte ein anderes wunderbares Bild in unser Blickfeld: von den Schneegebirgen seien die kleinen Berghügel umgesäumt, auf denen die glänzenden und türkisbraunen Steine unter der Sonne scheinen. Im Gegensatz zum westlichen Bergtal gab es hier mehr Felsbilder, deren Inhalte eher vielfältiger, deren Muster deutlicher und deren Maltechnik realistischer waren. Neben den Symbolzeichen wie Menschen, Yaks, Schafe, Pferde, Wildtiere und Totems fanden sich auch die Darstellungen wie Flügeln auf der Erde. Allein die Anzahl der von uns gefundenen Steine betrug mehr als 50.

Vor der Erschließung des Niemandslands waren diese Felsbilder schon seit langem vorhanden. Den Überlieferungen zufolge war hier früher das Kampffeld des Königs Gesar.

Wann und in welcher Zeit wurden denn diese Felsbilder geschaffen?

Im Jahr 1988 interviewte ich Herrn Professor Li Bingquan aus der Zentralen Nationalitäten-Universität in Beijing, der damals auch Leiter des Tibetologie-Forschungsinstituts war. Er nahm an, dass diese Felsbilder zur urzeitlichen Kultur gehören und bis heute schon eine lange Geschichte von 4000 bis 10000 Jahren hinter sich haben würden. In der uralten Zeit war man noch nicht in der Lage, Werkzeuge herzustellen. Aus diesem Grund mussten solche Felsbilder weder gemeißelt noch von übernatürlichen Kräften geschaffen, sondern bemalt worden sein. Herr Professor Li Bingquan analysierte auch den Wert dieser Felsbilder, auf denen Jagd, Beweidung und Bodenbearbeitung zu beobachten waren. Somit war es angenommen, dass die Vieh- und Landwirtschaft am Ort von damals ein bestimmtes Niveau erreicht habe. Und es gehört zur Kultur, auf die die Tibeter stolz sind, und trägt zur Forschung über den Ursprung der Tibeter, die Ursprungsorte der tibetischen Kultur und die Klimaveränderungen bei.

Früher waren in Tibet nur die paläolithischen Kulturen wie Kultur in Shannan, Shangshung-Kultur in Ngari und Kharro-Kultur in Qamdo usw. gefunden worden. Deswegen war dies eine neue Entdeckung, auf dem Hochplateau Changthang (tibetisch für „Nordtibet-Hochland“) die prähistorische Kultur zu finden. Die Entdeckung dieser Felsbilder weist darauf hin, dass sich die Theorie aktualisieren lässt, dass die Tibeter den Gebieten in Shannan und am Fluss Yarlung Zangbo entstammten.


Das Foto zeigt die neu gefundenen Felsbilder der von Pferden gezogenen Wagen am Berg Gyeling (l.) und im Kreis Nyima der Stadt Nagqu (r.). (2001)

Während dieser Forschungsreise fanden wir voller Überraschung, dass ein Felsbild mit einem von Pferden gezogenen Wagen hier einem anderen Felsbild sehr ähnelte, das wir vor ein paar Tagen im Kreis Nyima der Stadt Nagqu gefunden hatten.

Der Kunstexperte Lozang Tashi aus der Universität Tibet teilte mir mit, dass die Felsmalerei mit Wagen ein eigenartiges kulturelles Phänomen der nördlichen Felsmalerei darstelle. Diese Malerei sei schon in den Provinzen Qinghai und Gansu sowie in den nordwestchinesischen Autonomen Gebieten Innere Mongolei, Ningxia der Hui und Xinjiang der uigurischen Nationalität gefunden worden. Aber in Nord-Tibet war es noch zum ersten Mal.

Diese Felsdarstellungen mit Wagen darauf seien möglicherweise auf eine Zeitspanne von 1400 bis 3000 Jahren vor heute zu datieren, nahm Lozang Tashi an.

Die Entdeckung dieser Felsmalerei von Wagen deuten auf zwei Möglichkeiten: Einerseits sei diese Felsmalerei nicht als Gebrauchsgegenstand, sondern als Metapher oder Symbol der Jagd dargestellt worden, andererseits habe sie eine Funktion gehabt, das reale Alltagsleben zu dokumentieren, und seinem Herrn auf den Hochlandsteppen in Nord-Tibet gedient.

Diese mehr als 3-stündige Felsbildforschung am Berg Gyeling war sehr begeisternd, welche die Lücke der Felsmalerei in Nord-Tibet ausfüllte und die Schatzkammer der Felsmalerei Chinas gut bereicherte.

Quelle: China Tibet Online

Redakteur: Yifei Sui