Das Yaqing-Kloster befindet sich im Kreis Baiyü im Autonomen Bezirk Garzê der Tibeter in der Provinz Sichuan. Etwa zehn tausend Nonnen üben dort konzentriert und abgekapselt die Lehren des tibetischen Buddhismus, was dieses Kloster in den tibetischen Regionen berühmt macht.
Tief in den abgelegenen Bergen auf dem Grenzgebiet von Sichuan und Tibet fließt der Qüxü-Fluss still im matten Mondlicht. Das Licht in der Nonnenzone im Yaqing-Kloster geht allmählich aus. In der Nacht darf kein Mann darin eintreten. Das Yaqing-Kloster ist nur 30 Jahre alt. Weil es von dem zurzeit höchsten Meister in den tibetischen Regionen – dem Acho Rinpoche – gegründet wurde, kommen zahlreiche Anhänger des tibetischen Buddhismus hierher. Auf dem Übungsberg kann man das ganze Aussehen der Nonnenstadt betrachten. Mit dem Qüxü-Fluss als Grenze gliedert sich das Yaqing-Kloster in die Mönchzone und die Nonnenzone. Die Nonnenzone hat eine Fläche von 0,15 Quadratkilometern. An ihren drei Seiten gibt es Wasser. Hier leben etwa 10.000 Nonnen, womit sie den Ort mit den weltweit meisten Nonnen darstellt.
Im Winter treten die Nonnen in ein kleines Zimmer, in das nur eine Person hineinpasst, ein, um eine hundert Tage lange Übung hinter verschlossener Tür zu machen. Dabei tauscht man die sehr bitteren Lebensbedingungen gegen die Freude der kontinuierlichen buddhistischen Übungen.
Einige Nonnen lesen im Klassenzimmer in der Sutrenhalle die Sutren vor. Durch den Einfluss der traditionellen Kultur in den tibetischen Regionen haben die Frauen in den tibetischen Familien eine relativ niedrige Stellung. Die meisten Nonnen im Yaqing-Kloster haben früher keine grundlegende Bildung genossen. Der Übungsprozess im Kloster ist für sie auch ein Prozess des Lesen- und Schreibenlernens.
Morgens um 8 Uhr pilgern die Nonnen im Yqing-Kloster und andere Pilger an einer riesigen Sutrenwand im Kloster. Das Pilgern gilt als ihre alltägliche Aktivität. Die Nonnen treffen vor der großen Sutrenhalle zusammen und warten, dass der heutige Abt Asum Rinpoche die buddhistischen Sutren erklärt. Der Unterricht im Yaqing-Kloster ähnelt ein bisschen dem Unterricht in den Universitäten im Binnenland. Es gibt viele Studenten und auch viele Lehrer.