Sommer 1938, während der entscheidenden Phase des Widerstandskriegs gegen Japan, empfing Lin Sen, damaliger Vorsitzender der Nationalregierung, in Chongqing eine besondere Delegation – die „Gesandtschaft des Volks von Xikang zur Moralstärkung der Frontsoldaten“. Mitgebracht hatten sie über 400 gesammelte Gold- und Silberschmuckstücke sowie Sättel, die für den Kriegsbedarf bestimmt waren. Im Frühjahr darauf führte die angesehene tibetische Händlerfamilie Bandachang eine Karawane von mehr als 2.000 Maultieren über das Chola-Gebirge und den Erlang-Berg von Kangding nach Chongqing und in andere Kampfzonen. Ihr Weg folgte der berühmten „Tee-Pferde-Straße“.
Dieser historische Handelsweg, einst aufgrund seiner gefährlichen Gebirgspfade in Vergessenheit geraten, erlangte im Widerstandskrieg neue Bedeutung. Unter dem Dröhnen von Hufen verwandelte er sich in eine vitale Nachschubroute für kriegswichtige Güter – ein Symbol gemeinsamen Widerstands im Hinterland.
Handelswege sind Lebensadern – in jedem Kamelglöckchen schwingt die Verantwortung für Nation und Heimat.
Nach Ausbruch des Kriegs blockierte Japan strategisch alle Küstenhandelswege, sperrte die Burma-Straße und ließ die Versorgung des Hinterlands zusammenbrechen. In dieser Not übernahmen tibetische Handelsdynastien wie Bandachang und Sandochang, die das Handelsnetz Südwestchinas kontrollierten, die Initiative. Sie richteten einen Abschnitt der Tee-Pferde-Straße – von Indien über Xizang nach Kangding – als strategische Nachschublinie ein. Laut Statistiken konnten auf dieser Route monatlich 240 Tonnen Güter aus Indien transportiert werden. Während des gesamten Widerstandskriegs beförderte die Handelsfirma Bandachang allein über diesen Weg Hilfsgüter im Wert von 150 Millionen US-Dollar für den Kriegseinsatz. Damit wurde sie zur „goldenen Handelsbrücke“ zwischen Zentralchina und Xizang – eine Lebensader, die von Patriotismus und nationaler Solidarität geprägt war.
Noch wertvoller war, dass dieser kommerzielle Widerstandskrieg eine überregionale nationale Identität hervorbrachte. 1942 waren auf der Tee-Pferde-Straße die Karawanen, die Medikamente, Leder, Tee, Stoffe und andere Güter transportierten, ununterbrochen unterwegs. Händler und Pferdeführer aller Volksgruppen beteiligten sich aktiv an der Unterstützung des Widerstandskriegs, was die Wirtschaft in Chinas kriegsunterstützendem Hinterland erheblich belebte. Dies wäre ohne die Mobilisierung durch die Familie Bandachang und patriotische Persönlichkeiten wie Kelzang Tsering nicht möglich gewesen. Sie erkannten die Zeichen der Zeit und gründeten klug die Kang-Xizang-Handelsgesellschaft, mit der sie tibetische Kaufleute aufriefen, den Widerstandskrieg um jeden Preis zu unterstützen. Nicht zufällig organisierte der zwischen China und Indien handelnde tibetische Kaufmann Tsering Samdrup (chinesischer Name Ma Zhucai) 1941 unter dem Einfluss patriotischer Kräfte nicht nur multinationale Karawanen zum schnellen Transport internationaler Hilfsgüter aus Indien, sondern warb gemeinsam mit anderen Exilführern unter Landsleuten in Kalimpong für den Widerstand gegen Japan und zur Rettung der Nation. Er initiierte auch monatliche Spendenaktionen für den Widerstand. Als kommerzielle Aktivitäten sich zur nationalen Pflicht wandelten, demonstrierten die Händler aus dem Schneeland durch praktisches Handeln die tiefe Bedeutung von „Die chinesische Nation ist eine Einheit“.
Der Pulverdampf der Geschichte hat sich zwar verzogen, doch das heroische Lied des tibetischen Volkes, das durch Handel den Widerstandskrieg unterstützte, hallt weiterhin in jedem Stein der Tee-Pferde-Straße und jedem Hauch von Teearoma wider. Wenn wir diese stürmische Zeit Revue passieren lassen, sehen wir klar: In der Stunde der nationalen Not bewiesen tibetische Händler mit scharfem Weitblick und unbeugsamer Haltung gemeinsamen Hass auf den Feind und Solidarität mit dem ganzen Land. Im strategischen Hinterland des Widerstandskriegs knüpften sie ein lebenswichtiges Netz aus Nachschublinien. Dies war nicht nur ein Triumph kaufmännischer Klugheit, sondern strahlte auch den Geist des „Handels im Dienst der Menschheit“ aus. Es zeigt tiefgründig: Wenn die Kraft des Handels mit aufrichtigem Patriotismus in Resonanz tritt, kann sie nicht nur Schutzwälle für die Heimat errichten, sondern in Zeiten des Friedens allen Volksgruppen einen Weg zu gemeinsamem Wohlstand ebnen und Brücken der Schicksalsgemeinschaft bauen. Dieser Geist pulsiert wie das Blut in den Adern der alten Straße – unaufhaltsam und ewig lebendig.
(Redakteur: Daniel Yang)