An einem Frühlingsnachmittag im Medienzentrum des Stadtbezirks Doilungdêqên in Lhasa starrte Tenzin Lhamo auf den Bildschirm. Mit einem Klick auf die Schaltfläche „Bild generieren“ begann die Landschaft plötzlich zu atmen: die Gebetsfahnen des Tshurphu-Klosters, die Yakhaar-Vorhänge der Pension „Dekyis Heim“ und das sprudelnde Wasser der Heiligen Quelle Shungpalaqu erwachten in der digitalen Welt zum Leben.
„Ich möchte Doilungdêqên durch einen animierten Stil neu interpretieren“, erklärte Tenzin Lhamo. Sie lud Fotos in eine KI-Bildgenerierungssoftware, die automatisch Bildelemente analysierte: die Stofftextur der Gebetsfahnen, physikalische Parameter des Wassers, Reflexionsdaten von Baumaterialien. Nach einer Minute und 23 Sekunden entstand ein Bild im Zeichentrickstil. Doch sie betonte, dass die wahre Herausforderung nicht in der Technik lag, sondern in der ästhetischen Kontrolle. Sie zeigte auf fehlgeschlagene Beispiele: „Die KI verwandelte Hochlandgerstenfelder in bonbonfarbene Cartoons und die Bibliothek in eine mit dem Cyberpunk assoziierte Architektur. Täglich passe ich Parameter unzählige Male an – als würde ich der KI tibetische Ästhetik beibringen.“ Mit modernsten digitalen Werkzeugen „malte“ sie ein neues Lichtgedicht für Doilungdêqên.
(Redakteur: Yifei Sui)