Anmerkung der Redaktion: Vom 26. Mai bis zum 6. Juni unternehmen 40 Lehrer und Studierende des Abschlussjahrgangs des Xizanger Buddhistischen Instituts eine zehntägige Studienreise nach Zhejiang und Shanghai, um die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Errungenschaften sowie die Bräuche und Sitten in den östlichen Regionen Chinas kennenzulernen und die tausendjährige Geschichte des Austauschs und der Integration zwischen tibetischem und chinesischem Buddhismus zu erforschen.
Hangzhou wird seit jeher als „Buddhistisches Land des Südostens“ bezeichnet. Der Buddhismus wurde während der Östlichen Jin-Dynastie in Hangzhou eingeführt, blühte in der Fünf-Dynastien-Zeit auf und erreichte seinen Höhepunkt in der Südlichen Song-Dynastie.
Im Mai war Hangzhou von üppigem Grün geprägt, wie eine sich langsam entfaltende Landschaftsrolle, die Besucher aus aller Welt anlockte, um die Vitalität des Frühsommers und den Charme des Jiangnan-Gebiets zu erleben.
„Im ersten Jahr der Xianhe-Ära der Östlichen Jin-Dynastie (326 n. Chr.) gründete der westindische Mönch Huili den Lingyin-Tempel südlich des Westsees von Hangzhou am Fuße des Beigaofeng-Berges. Dies liegt nun etwa 1700 Jahre zurück. Über die Jahrtausende hinweg wurde der Lingyin-Tempel nicht nur kontinuierlich besucht, sondern zog auch zahlreiche Literaten und Künstler an, was ihn zu einem kulturellen Schatz machte.“ Vor der Haupthalle des Lingyin-Tempels bildeten die grauen und roten Mönchsgewänder einen harmonischen Kontrast und zeugten von der tausendjährigen Freundschaft zwischen tibetischem und chinesischem Buddhismus.
„Hangzhou ist ein Ort, den wir schon immer besuchen wollten. Obwohl wir tibetische Buddhisten sind, hat fast jeder von uns die Fernsehserie ‚Ji Gong‘ gesehen. Seine Wertanschauung wie Gerechtigkeit und Mitgefühl beeinflussen auch unsere spirituelle Praxis“, sagte ein Studierender des Xizanger Buddhistischen Instituts.
„1934 leitete der 9. Panchen Rinpoche im Lingyin-Tempel in Hangzhou das Ritual des Time-Wheel-Vajras, um für den Weltfrieden zu beten und für die im Widerstandskrieg gegen Japan gefallenen Soldaten zu segnen. Unser Tempel hat auch schon organisierte Reisen zu tibetischen Klöstern in Qinghai und anderen Orten unternommen, aber leider war ich noch nicht dort“, sagte ein Mönch des Lingyin-Tempels in Hangzhou.
In diesem Moment im Austausch von Worten wurde die Distanz zwischen Xizang und Zhejiang durch den Buddhismus unendlich verkürzt. Obwohl sich die tibetische und die chinesische buddhistische Tradition in Sprache und Schrift unterscheiden, teilen sie dieselben Wurzeln und gehören beide zu Chinas Buddhismus. Beide folgen dem Prinzip ‚Meide das Böse, tue das Gute‘ und praktizieren aktiv die ehrenvolle Tradition von ‚Ländereien schmücken und Lebewesen beglücken‘ als Ausdruck von Patriotismus und religiöser Hingabe. Die Studienreise zum Landesverständnis hat eine Plattform für den Austausch und gegenseitiges Lernen zwischen tibetischem und chinesischem Buddhismus geschaffen.
„Obwohl ich am Feilaifeng schon seit vielen Jahren erkläre, wusste ich nie, wie man den Namen dieses Reichtumsgottes des tibetischen Buddhismus auf Tibetisch ausspricht. Heute habe ich die Ehre, Sie alle um Rat zu fragen.“ Neben der Ligong-Pagode am Feilaifeng des Lingyin-Tempels befindet sich eine nach Süden ausgerichtete, längliche Nische mit einer sitzenden Bodhisattva-Statue, einer aus der Yuan-Dynastie stammenden Skulptur des Gelben Reichtumsgottes des tibetischen Buddhismus. Die Reisebegleiterin namens Li nutzte die Gelegenheit, um die Lehrer und Studierenden aus Xizang um Rat zu fragen, die ihrerseits erstaunt waren, in Hangzhou so großformatige Statuen des tibetischen Buddhismus zu sehen.
Auf dem Feilaifeng sind Grottenstatuen aus den Fünf Dynastien, der Song- und Yuan-Zeit wie Sterne verstreut, insgesamt 345 an der Zahl, die größte Ansammlung von Grottenstatuen in der Region Jiangnan. Besonders hervorzuheben sind die Statuen aus der Yuan-Dynastie, die oft Themen des esoterischen tibetischen Buddhismus aufgreifen. Sie vereinen nicht nur die Essenz der indischen buddhistischen Kunst, sondern ziehen auch unzählige Besucher mit ihrer einzigartigen Schnitzkunst und ihrem hervorragenden Erhaltungszustand an. Diese Felsenskulpturen, die eine Verschmelzung der chinesischen und tibetischen Kunstformen darstellen, verliehen dem regnerischen Hangzhou nicht nur eine geheimnisvolle Atmosphäre, sondern ließen die Lehrer und Studierenden auf dieser Reise auch die bemerkenswerte Toleranz der chinesischen Zivilisation spüren.
(Redakteur: Daniel Yang)