Als Yexei Lhamo die Donghuamen-Straße entlangging, hatte sie das Gefühl, dass ihre Augen nicht ausreichten – auf dieser kurzen Straße, die zum Kaiserpalast führt und auf der überall prächtig gekleidete Schönheiten zu sehen waren. Sie trugen historische Gewänder unterschiedlicher Stile und Farben, alle von feiner Handwerkskunst, mit eleganten Haarspangen und Perlenblüten im Haar. In den Händen hielten sie Seidenfächer oder Federfächer. Manche schlenderten allein und andere in kleinen Gruppen, als wären sie direkt einem historischen Gemälde entsprungen und hätten nun neugierig diese neue Weltbetrachtet, tausend Jahre später.
Yexei Lhamo hatte keine Zeit, die prachtvolle Szenerie der Straße genauer zu betrachten, und folgte schnell ihrer Gruppe durch das Donghuamen-Tor in den Kaiserpalast. Dies war die zweite Station ihrer Studienreise mit dem Titel „Von den Grenzregionen aufbrechen, Träume in Beijing verwirklichen“. Zusammen mit 25 Freunden aus den Kreisen der Grenzregionen des Regierungsbezirks Ngari in Xizang betrat sie zum ersten Mal diesen kaiserlichen Palast aus der Ming- und Qing-Dynastie, um mit den historischen Gebäuden in Dialog zu treten und dem Flüstern der Geschichte zu lauschen.
Das Wetter war etwas trüb, was die majestätische und feierliche Atmosphäre der drei großen Hallen – Taihe, Zhonghe und Baohe – noch betonte. Die Kinder der Studienreisegruppe folgten dem Reiseführer und stellten unterwegs immer wieder Fragen:
„Warum sind diese Hallen so dunkel? Gab es damals keine Lichter?“
„Haben die Menschen in der Antike wirklich hier gelebt?“
„Warum hängen die Ohren dieses bronzenen Löwen so schlaff herunter?“
Im Schatzmuseum riefen die exquisiten Ausstellungsstücke immer wieder Bewunderung hervor: „Wow, wie schön!“, „So fein!“, „Das muss unglaublich wertvoll sein!“ Im Uhrenmuseum entdeckten die Kinder, dass die handwerklichen Fähigkeiten bereits zur Zeit der Qing-Dynastie meisterhaft waren und die Zeit in Form von atemberaubend schönen Uhren festgehalten werden konnte.
Während des Rundgangs waren ihre Worte vielleicht einfach und kindlich, aber ihre Bewunderung war aufrichtig. Kleine Funken sprühten in ihren Herzen auf – Neugier und Begeisterung für die nationale Geschichte, die Architekturästhetik und sogar die handwerklichen Fähigkeiten.
Peking ist eine faszinierende Stadt, in der man innerhalb von nur zehn Kilometern von der Ming- und Qing-Dynastie ins 21. Jahrhundert reisen kann. Nach dem Besuch des Kaiserpalasts ging die Studienreisegruppe am nächsten Tag weiter zum Chinesischen Wissenschaftsmuseum und zu den Wahrzeichen „Vogelnest“ und „Wasserwürfel“.
Gleich nach dem Betreten der ersten Etage des Wissenschaftsmuseums wurden die Schüler der Studienreisegruppe von einem echten Ausstellungsstück angezogen: dem Kernmodul „Tianhe“, dem zentralen Bestandteil von Chinas erster bemannter Raumstation, Tiangong. Sie drängten sich nach vorne, beugten sich vor und betrachteten dieses riesige Teil – das war also das Modul, das im Weltraum operierte und die Astronauten bei der Erfüllung ihrer Missionen unterstützte. Im Kuppelkino war die Filmvorführung atemberaubend und versetzte die Kinder in eine immersive Welt, in der sie die Faszination der Wissenschaft hautnah erleben konnten.
„Während des Besuchs war ich wirklich beeindruckt. Jede Erfindung öffnete mir die Tür zu einer neuen Welt“, sagte Rinchen Tsomo aus der Klasse 7/2 der Neunjährigen Gesamtschule des Kreises Burang. „Und ich habe auch viele Experimentiermethoden kennengelernt!“
Nach dem Besuch des Wissenschaftsmuseums ging die Gruppe weiter zu den nahegelegenen Sehenswürdigkeiten „Vogelnest“ und „Wasserwürfel“. Inzwischen war es bereits dunkel geworden, und die abendliche Beleuchtung des „Vogelnests“ und des „Wasserwürfels“ strahlte in voller Pracht. Die orangefarbenen und blauen Lichteffekte sowie die Stahlstrukturen und Luftkissen demonstrierten die außergewöhnliche Spannung moderner Architektur. Zusammen mit den geschwungenen Dächern und Dachfiguren der Verbotenen Stadt bildeten sie eine Stadtlandschaft, die Beijings historische Tiefe und moderne Vitalität vereint.
„Als ich in Beijing ankam, fühlte es sich an, als wäre ich durch ein riesiges Tor getreten, das die Verbindung von Geschichte und Moderne spürbar machte“, teilte Gama Yexei Lhasung, ein Schüler der achten Klasse der Mittelschule im Kreis Gar, seine Eindrücke.
(Redakteur: Krystal Zhang)