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Ausstellungseinblicke: Kaiserliches Edikt und Löwenthron – Historische Zeugnisse der Einheit

18-09-2025 09:20
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Im „Sonderaustellung Xizang: Kulturgüter und historische Dokumente zur Festigung des Gemeinschaftsbewusstseins der chinesischen Nation“ im Kulturpalast der Nationalitäten stehen Exponate, die stumm von Xizangs tausendjähriger Verbundenheit mit dem Mutterland zeugen. Kurator Xu Changdong entschlüsselt ihre Geschichten.

Kaiserliches Edikt Qianlongs zur Ernennung des 6. Demo Hutuktu Ngawang Jampel Deleg Gyatsho als erstem Regenten von Xizang​

Dies ist das kaiserliche Ernennungsedikt von 1757, mit dem Qianlong den 6. Demo Hutuktu Ngawang Jampel Deleg Gyatsho zum ersten Regenten von Xizang bestimmte. Das in tibetischer, mandschurischer und mongolischer Sprache verfasste Dokument birgt bedeutende historische Informationen.

Der Erlass im Wortlaut: ​„Der siebte Dalai Lama handelte stets unserem Willen gemäß, was uns sehr zufrieden stellte. Sein plötzliches Ableben erfüllt Uns mit tiefer Trauer. Da die Angelegenheiten Xizangs von größter Wichtigkeit sind und nach dem Tod des Dalai Lama keine Instanz mehr für deren Führung existiert, haben die Würdenträger und Gelehrten einstimmig Euch – ob Eurer Tugendhaftigkeit, Gelehrsamkeit und politischen Erfahrung – zur Übernahme der Amtsgeschäfte empfohlen. Wir billigen dies und ernennen Euch hiermit zum Regenten Xizangs, verleihen Euch den Titel ‚Bändän Nomin Khan‘. Fortan habt Ihr alle Angelegenheiten mit Unserem Amban in Xizang zu beraten und mit äußerster Umsicht zu führen.“

Xu Changdong erläuterte: „Mit dem 6. Demo Hutuktu begann das formell institutionalisierte Regentensystem Xizangs, das bis 1950 – also über 193 Jahre hinweg – Bestand hatte. In diesem Zeitraum amtierten insgesamt 13 von der Zentralregierung ernannte Regenten: 11 während der Qing-Dynastie und 2 in der Republik-Zeit. Dieses System stärkte die administrative Kontrolle der Zentralregierung über Xizang entscheidend und füllte das Machtvakuum, das im theokratischen System beim Fehlen eines Dalai Lama entstand.“

Spätqingzeitliche Säulenstütze für Paravent aus Rosenholz mit Großlöwe-Kleinlöwe-Motiv

Auf der zentralen Schmuckleiste der spätqingzeitlichen Rosenholz-Paraventstütze ist das Motiv „Großlöwe und Kleinlöwe spielen mit einem Stickball“ graviert. Die Darstellung der Löwen (chinesisch 狮, shī) nutzt den Gleichklang mit Meister (chinesisch 师, shī) und symbolisiert so den Wunsch nach talentierten Nachkommen und familiärem Glück. Die Löwen-Motivik, ursprünglich während der Han-Dynastie mit dem Buddhismus nach China gelangt, verschmolz später mit konfuzianischer Kultur und wurde so zu einem weit verbreiteten Symbol chinesischer Kulturtradition.

In der Gesamtkomposition thront der Großlöwe in dominanter Position – ein Sinnbild der Zentralregierung –, während der aufblickende Kleinlöwe die Region symbolisiert. Diese Anordnung visualisiert das Prinzip zentralisierter Governance und die konfuzianische Doktrin der „Großen Einheit“.

Xu Changdong betonte: „Die chinesische Kultur ist die Synthese aller Volksgruppen-Kulturen. Selbst die vertrauten Ornamente auf kaiserlichen Möbeln der Ming- und Qing-Dynastien sind Kristallisationen dieser Integration – sie verkörpern gemeinsame Ideale aller Volksgruppen. Zum 60. Jubiläum Xizangs zeigt diese Sonderschau im Kulturpalast der Nationalitäten historische Primärquellen, die das Konzept der „Einheit in Vielfalt“ untermauern und die Identifikation mit der nationalen Gemeinschaft stärken.“

Jedes Exponat der „Sonderschau Xizang“ verkörpert das Gemeinschaftsbewusstsein der chinesischen Nation. Als historische Zeugnisse dokumentieren sie die untrennbare Verbindung Xizangs mit dem Mutterland – sei es durch kulturelle Synthese, wirtschaftlichen Austausch oder politische Kontinuität über die Jahrhunderte hinweg.

(Redakteur: Yifei Sui)