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Tibetisches Heilbad: Wie alte Weisheit einen neuen Gesundheitstrend prägt

29-05-2025 15:38
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Xizang, das Hochland mit schneebedeckten Gipfeln und einzigartigem Klima, ist nicht nur reich an geothermischen Ressourcen wie Thermalquellen, sondern auch Heimat der besonderen tibetischen Heilbadtherapie. Kürzlich interviewte ein Reporter Rigzin, stellvertretenden Chefarzt der Abteilung für äußere Behandlungen am Tibetischen Krankenhaus der Autonomen Region Xizang, um die Geheimnisse dieser Therapie zu lüften und diesen Gesundheitsschatz des Schneehochlands zu erkunden.

Beim Betreten des Tibetischen Heilbadzentrums im Tibetischen Krankenhaus der Autonomen Region Xizang sieht man einen stetigen Strom von Patienten. Rigzin erklärte, dass 2018 „Die tibetische Heilbad-Therapie – das Wissen und die Praktiken der tibetischen Bevölkerung Chinas zu Gesundheit und Krankheitsprävention“ in die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen wurde. Die Bädertherapie ist eine äußere Behandlungsmethode der Tibetischen Medizin. Dabei tauchen Patienten in medizinische Kräuterlösungen ein oder werden mit heilenden Substanzen umwickelt. Diese Methode bewirkt, dass verhärtete Krankheitsherde aufgeweicht werden und schädliche Körpersäfte durch die Hautporen ausgeschieden werden. Gleichzeitig dringen die heilenden Wirkstoffe durch die Poren in den Körper ein, um innere Erkrankungen zu behandeln.

Die tibetische Heilbad-Therapie unterteilt sich in Wasserbäder und Umschlagbäder. Die Wasserbäder wiederum gliedern sich in natürliche Thermalquellen und künstlich zubereitete Heilkräuterbäder. Das Baden in natürlichen Thermalquellen oder speziell abgekochten Kräutersuden beziehungsweise deren Dämpfen hilft, das körperlich-seelische Gleichgewicht zu regulieren und dient somit der Gesundheitsvorsorge und Krankheitsprävention. Das allgemein bekannte tibetische Heilbad zählt zu den künstlich zubereiteten Heilkräuterbädern. „Es gibt zahlreiche Rezepturen für künstliche Heilkräuterbäder“, erläuterte Rigzin. "Im Kapitel über Bädertherapien im Anhang des 'Vier Tantras der Medizin' (Gyüshi) werden vor allem Rezepte wie das 'Fünf-Kräuter-Nektar-Bad', das 'Alte-Knochen-Bad' und das 'Weißer-Beifuß-Bad' beschrieben. Am weitesten verbreitet ist gegenwärtig das Fünf-Kräuter-Nektar-Rezept."

In der Produktionswerkstatt für tibetische Medizinbäder des Krankenhauses für Tibetische Medizinder Autonomen Region Xizang füllen Ärzte eine Mischung aus fünf tibetischen Heilkräutern nämlich Wacholder, Primel-Rhododendron, tibetisches Ephedra, Beifuß und Sumpfpfortenblatt - in Maschinen zum Abkochen. „Diese fünf tibetischen Heilkräuter bilden die weithin bekannte ‚Fünf-Kräuter-Nektar‘-Rezeptur“, erläuterte der Arzt. „Durch klinische Modifikationen können wir auf Basis dieser Grundrezeptur über hundert spezifische Arzneimischungen herstellen, die gezielt auf verschiedene Krankheitsbilder abgestimmt werden.“

Wie läuft die Behandlung mit künstlichen Heilbädern im Autonomen Krankenhaus für Tibetische Medizin ab? Rigzin erklärte: Zuerst müssen Patienten sich in der Ambulanz anmelden. Der Ambulanzarzt beurteilt dann anhand verschiedener Faktoren wie Krankheitsbild, körperlicher Konstitution, Alter, allgemeiner körperlicher Verfassung und häuslicher Pflegebedingungen, ob der Patient für die tibetische Medizinbad-Therapie geeignet ist. Wird der Patient als geeignet eingestuft, erfolgt eine stationäre Aufnahme zur Behandlung.

Welche Krankheiten können mit der tibetischen Heilbad-Therapie behandelt werden?  Laut Angaben des Autonomen Krankenhauses für Tibetische Medizin zeigt die tibetische Heilbad-Therapie besonders gute Wirksamkeit bei einer Vielzahl von Erkrankungen. Dazu zählen unter anderem: „Zhenbu-Krankheit“(tibetische Sammelbezeichnung für rheumatische Erkrankungen wie rheumatoide Arthritis), „Shenshangsan-Krankheit“ (tibetischer Begriff für Bandscheibenvorfälle und Zervikalsyndrom), „Baimai-Krankheit“ (Nervenerkrankungen, die vom Gehirn und Rückenmark ausgehen), „Long-Krankheit“ (Energiestörungen nach tibetischer Medizin), „Zhinai-Krankheit“ (gichtähnliche Erkrankungen), „Huangshui-Krankheit“(Hauterkrankungen wie Psoriasis sowie bestimmte Gelenkerkrankungen), „Chalong-Krankheit“(bluthochdruckähnliche Symptome), „Sake-Krankheit“(Diabetes mellitus), sowie Harnwegsinfekte, Krampfadern, Wechseljahresbeschwerden, Schlafstörungen, Menstruationsstörungen und andere typische Hochlanderkrankungen. Rigzin betonte: „Die Kombination aus tibetischen Heilbädern, individuell verschriebenen pflanzlichen Arzneimitteln und einer angepassten Ernährung ermöglicht bei vielen dieser Erkrankungen sehr gute Behandlungserfolge.“

In den letzten Jahren hat sich die tibetische Heilbad-Therapie stetig weiterentwickelt, was zum Aufschwung verwandter Industriezweige geführt hat. Die Therapie hat sich zudem mit anderen Branchen verbunden und einen einzigartigen Gesundheitssektor geformt. Durch die Verknüpfung mit Wellness, Gesundheitsvorsorge und Rehabilitation ist ein umfassendes System von Gesundheitsdienstleistungen entstanden. Zu dieser Entwicklung äußerte sich Rigzin wie folgt: „Der Hauptzweck der tibetischen Heilbad-Therapie im Autonomen Krankenhaus der Tibetischen Autonomen Region ist und bleibt die medizinische Behandlung von Krankheiten. Dass sich daraus inzwischen auch ein touristisches Wellness-Angebot entwickelt hat, begrüße ich sehr, denn so können mehr Besucher aus anderen Landesteilen die tibetische Medizin kennenlernen." Die Therapie ist tatsächlich wirksam zur Gesundheitsvorsorge, fördert die Genesung, pflegt Haut und Schönheit und spielt bei der Behandlung von typischen Hochlandkrankheiten, häufigen Erkrankungen und endemischen Krankheiten eine wichtige Rolle. Allerdings sollten Patienten, die eine konkrete Heilwirkung erhoffen, die Behandlung unbedingt unter Anleitung unserer Fachärzte durchführen, um eine Verschlechterung oder Verzögerung des Krankheitsverlaufs zu vermeiden.

(Redakteur: Krystal Zhang)