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​Wie alte Schriften an der Universität Xizang „wiederbelebt“ werden​

08-05-2025 10:12
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Besprühen, zusammensetzen, Kleister auftragen, verkleben, glattstreichen – in einer Unterrichtsstunde zur Restaurierung alter tibetischer Schriften an der Universität Xizang demonstriert Dekyi Chodron geduldig ihren Studierenden, wie man mit simulierten historischen Texten übt. Der Pflichtkurs wird seit fünf Jahren angeboten und richtet sich vor allem an Masterstudierende der Klassischen Chinesischen Literaturwissenschaft.

Dekyi Chodron ist Lehrerin in der Sonderbestandsabteilung der Universitätsbibliothek. Seit 2015 beschäftigt sie sich mit der Restaurierung alter Schriften. Nach vier Jahren Fachausbildung und Fortbildungen an verschiedenen Orten wurde sie zur professionellen Restauratorin und übernahm 2019 die Leitung des Fachkurses. „Der Kurs umfasst 36 Unterrichtsstunden pro Semester. Danach beherrschen die Studierenden die Grundlagen der Restaurierungstechnik“, erklärte sie.

Ihr zufolge sind sowohl fundierte Tibetisch-Kenntnisse als auch technisches Know-how entscheidend, um die Originalgestalt der beschädigten Schriftzeichen wiederherzustellen. „Für die Übungen verwenden wir nachgeahmte alte Schriften in traditioneller Leporello-Form, die wir auf dem Markt kaufen. Material und Aufbau ähneln echten historischen Texten“, fügte sie hinzu. 

Neben der Lehre ist die Restaurierung von Bibliotheksbeständen eine ihrer Hauptaufgaben. Nebenan im Archiv des Forschungsinstituts für tibetische alte Schriften lagern Werke aus verschiedenen Epochen. Laut Sharab Sambo, dem Institutsdirektor, wurde das Institut im Juli 2014 gegründet und widmet sich seit über einem Jahrzehnt der Rettung, Erforschung und Nutzung alter Schriften – ebenso der Ausbildung von Fachkräften. Die Bestände haben sich seither verdoppelt: Die Universität beherbergt nun rund 9.000 Bände (140.000 Einzelwerke), darunter Holzdrucke, handschriftliche Kopien sowie Faksimiles seltener Originale – darunter auch wertvolle Unikate. 

Besonders erwähnenswert sind die „Puri-Dokumente“, die nach der Gründung der Volksrepublik China entdeckt wurden. Es handelt sich um die ältesten und umfangreichsten tibetischen Schriftfunde im Land, darunter Manuskripte aus der Zeit der tibetischen Monarchie (7.–9. Jahrhundert) sowie Werke aus dem 13. Jahrhundert oder früher – vergleichbar mit den Dunhuang-Handschriften.

„Der Schutz alter Schriften ist ohne Digitalisierung undenkbar“, betonte Sharab Sambo. Die Universität hat eine Online-Datenbank für tibetische historische Texte aufgebaut, in der die meisten Bestände eingescannt sind. Im Uni-Netzwerk lassen sich verschiedene Versionen des chinesischen buddhistischen Kanons sowie Sammlungen und Dokumente durchsuchen. „Viele Inhalte fließen auch in unsere Lehre ein.“ 

Dekyi Chodron, Dozentin der Sonderbestandsabteilung der Bibliothek Universität Xizang, unterrichtete Studierende in der Restaurierung historischer Schriften – dabei kamen originalgetreue Nachbildungen zum Einsatz.“

(Redakteur: Yifei Sui)