Der 51-jährige Lhakpa Tsering beschäftigt sich seit 36 Jahren mit der Holzschnitzerei. „Von klein auf beobachte ich Holzschnitzereien aufmerksam, wenn ich sie sehe. Ich liebe diese Technik aus tiefstem Herzen“, sagte Lhakpa Tsering anhand seiner Erinnerungen.
1983 hat der Potala-Palast mit der Restauration mancher hölzernen Balken und Türsäulen angefangen. Der damals 15-jährige Lhakpa Tsering ist zum Holzschnitzerei-Meister Dechen, der die Restauration leitete, gekommen, und hat sich seinen starken Wunsch geäußert, von ihm die Holzschnitzerei-Techniken zu lernen. Der Meister Dechen sagte ihm: „Das Leben der Menschen ist begrenzt, aber die von ihnen gefertigten, feinen Holzschnitzereien werden überliefert und von späteren Generationen bewundert.“ Danach hat Lhakpa Tsering 20 Jahre lang vom Meister Dechen die Techniken gelernt.
Die Anwendung der Holzschnitzereien auf die Architektur lässt sich auf die Zeit der Guge-Dynastie zurückverfolgen. Seit einigen Jahren wendet die einfache Bevölkerung wegen der Erhöhung des Lebensstandards auch Holzschnitzereien auf die eigenen Gebäude an.
Die Qualität der Holzschnitzereien ist von vielen Faktoren abhängig. Die Rohstoffe sind die wichtigste Grundlage. Für die eigenen Werke nutzt Lhakpa Tsering schon immer das Pappelholz. Dieses Holz ist zäh und hat eine hohe Stärke. Daher eignet es sich zur Fertigung von Holzschnitzereien. Bevor ein Holzbrett auf seine Arbeitsplattform gelegt werden kann, muss sie eine Prozedur von 1 einem Jahr bis 2 Jahren durchlaufen.
Der nächste Schritt ist die Zeichnung. Anhand des Bedarfs zeichnet er gewandt, genau einen Bauplan. Danach überspannt er die Holzplatte mit dem Bauplan. Dann höhlt er die redundanten Teile aus, bevor er mit dem sorgfältigen Schnitzen beginnt.
Im Werkzeugkasten von Lhakpa Tsering gibt es über 60 Grabstichel verschiedener Größen und Formen. Damit die Holzschnitzereien feiner und eleganter werden, besteht er schon immer darauf, manuell Grabstichel anzufertigen. Er kann sich nicht immer erinnern, wie viele Grabstichel er durch häufiges Nutzen schon kaputtgemacht hat. Das Gewicht des Schleifsteins, den ihm sein Meister kurz vor dessen Tod geschenkt hatte, ist innerhalb von 10 Jahren wegen der intensiven Beanspruchung von über 3 auf unter 1 Kilo gefallen.
Kleine Objekte müssen mehr als 10.000 Male geschnitzt werden, bevor sie fertiggestellt werden. Bei größeren Objekten muss Lhakpa Tsering jeden Tag über zehn Stunden arbeiten und können sie nach rund einem halben Monat erst vollenden.
Mit dem Pochen auf die traditionellen Techniken und die Handwerkerkunst wurde Lhakpa Tsering mit dem Titel „Handwerker Tibets“ des Jahres 2019 ausgezeichnet. Heutzutage zieht er sich aktiv Lehrlinge heran, um die Holzschnitzerei-Techniken Tibets gut zu überliefern.
Quelle: Wirtschaftliche Tageszeitung
Redakteur: Krystal Zhang