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Jindong füllt das tibetische Papier mit Leben

26-11-2019 16:44
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Das tibetische Papier Jindong ist sehr berühmt und hieß früher „Jinxiu“ wegen des Namens seines ehemaligen Herstellungsorts Jindongzong. Im alten Tibet gab es zwei Papierherstellungsstätten in Jindong: die eine war die größte vom alten Regime eingerichtete Herstellungsstätte des tibetischen Papiers, welche die Produktionspapiere aller Art herstellte und die Funktion als Versorgungswerk für offiziell verwendetes Papier und für hochwertiges Druckpapier der tibetisch-buddhistischen Lehrreden Sutren übernahm. Die andere war in der alten Zeit eine Gelddruckerei und wurde zum Druck von Währung genutzt. Ohne effektive und langfristige Verwaltung gingen die Herstellungswerkzeuge in der Werkstatt verloren und war das Sandsteingebäude mit der Zeit allmählich zusammengebrochen. Hinzu kamen noch die rückständige Herstellungstecknik, die hohen Selbst- und Arbeitskosten, die geringe Produktionsmenge des tibetischen Papiers und die von der modernen Technik ausgelösten exogenen Schocks, was das tibetische Papier Jindong in Vergessenheit geraten ließ.

Um diesen nationalen Kulturschatz wiederzubeleben, maß die Stadt Nyingchi des autonomen Gebiets Tibet der Rettungsaktion für das tibetische Papier Jindong einen hohen Stellenwert bei. Im Jahr 2008 sammelte und bewahrte ein Museum in Nyingchi die relevanten Materialien des tibetischen Papiers Jindong. Nach der Beantragung entwickelten sich die Relikte der Papierherstellungsstätte in Jindong 2009 zu einem Schutzort des Kulturerbes. Und im gleichen Jahr wurden die Materialien über die Herstellungstechniken des tibetischen Papiers Jindong von Dorf zu Dorf gesammelt und eingeordnet. Im Jahr 2010 wurde das tibetische Papier Jindong in die vierte Liste der Schutzprojekte des immateriellen Kulturerbes auf Kreisebene eingetragen. Im selben Jahr wurde die Papierwerkstatt Jindong wiederherstellt, die das tibetische Papier herstellt und verarbeitet, dadurch, dass die Regierung Geld investierte und die regionalen Bauern sowie Viehhirten dafür ihre Arbeitskräfte einsetzten. Die Papierwerkstatt Jindong hat eine Brutto-Grundfläche von 1200 Quadratmetern und eine Konstruktions-Grundfläche von 525 Quadratmetern. Seit den letzten Jahren beläuft sich das Investitionskapital in die Entwicklung des tibetischen Papiers auf mehr als 1,45 Millionen Yuan RMB.

Im Jahr 2013 wurde die Herstellungstechnik des tibetischen Papiers Jindong als immaterielles Kulturerbe des autonomen Gebiets Tibet genehmigt. Für dieses Kulturerbe gibt es zwei Überlieferer, nämlich Lhaje und Gyari. 

„Das weiße Papier verkauft sich gut und die Notizenbücher auch nicht schlecht“, sagte die 38-jährige Gyari. Die Papierwerkstatt stellt das tibetische Papier Jindong mit dem Format 45cm×45cm und 45cm×60cm her. Normalerweise sind täglich nur 10 Blatt Papier herzustellen.

Um das richtige tibetische Papier Jindong herzustellen, brauchte Gyari gut vier Jahre.

Als die Papierwerkstatt des tibetischen Papiers 2010 begründet wurde, hatten viele Dorfbewohner Angst davor, Verantwortungen für die schwere Arbeit der Wiederherstellung zu tragen. Gyari bot sich an und übernahm die Verantwortungen. Und sie war sogar stolz darauf, an der Wiederherstellungsarbeit teilnehmen zu können. Gesagt, getan. Mit dem harten Lernen und viel Praxis fing Gyari die Wiederherstellungsarbeit an. Sie besuchte alle alten Leute, die sich mit der Herstellungstechnik des tibetischen Papiers auskannten, und ordnete die von ihnen gesammelten Herstellungstechniken ein. „Nach Anleitung von den Alten fuhr ich Experimente durch und übte viel. Trotzdem waren die Ergebnisse nicht zufriedenstellend. Als die alten Leute das angefertigte Papier berührten, war es entweder zu dünn oder zu dick, entweder zu rau oder anders. Die Rückschläge kamen immer wieder, mit denen ich jedes Mal richtig umging und die bewältigte. Erst im Jahr 2014 erzielte ich mit der Herstellung des tibetischen Papiers Jindong einen Erfolg. Nach der genauen Überprüfung gingen die Experten davon aus, dass das von mir hergestellte tibetische Papier dem Geldschein der alten Zeit sehr ähnelte“, sagte Gyari. In der Vergangenheit lernte sie von der Überliefererin Lhaje, die 1933 geboren war und ab 13 Jahre schon an den beiden alten Papierherstellungsstätten in Jindong arbeitete. In den ganzen Herstellungsprozessen des tibetischen Papiers war Lhaje versiert. Leider war sie schon verstorben. Trotzdem ergriff Gyari jede Gelegenheit, die alten Leute demütig zu konsultieren, die mehr oder weniger die Herstellungstechnik des tibetischen Papier Jindong kannten, um von ihnen zu lernen. Nach Erlernen dieser Technik kann Gyari nun grundsätzlich die Herstellungsgeheimnisse des von anderen Werkstätten hergestellten tibetischen Papiers durchschauen.

Jedes Jahr vom März bis zum Oktober ist nach dem tibetischen Kalender die beste Zeit für die Papierherstellung.

Das tibetische Papier Jindong verfügt über die anspruchsvollste Technik und über die komplizierten Herstellungsprozesse des tibetischen Papiers. Nach ihrer Wiederherstellung produzierte die Papierwerkstatt Jindong nach dem traditionellen Verfahren Schritt für Schritt das tibetische Papier. Falls ein Schritt schiefläuft, entspricht die Qualität des Papiers dem Standard nicht mehr. „Jedes Jahr vom März bis zum Oktober ist nach dem tibetischen Kalender die beste Zeit für die Papierherstellung. Wenn das Wetter zu kalt zum Trocknen ist, wird die Farbe des angefertigten Papiers dunkel sein“, sagte Gyari.

Das wichtige Material zur Herstellung des tibetischen Papiers Jindong ist eine Pflanzenart der Seidelbastgewächse, die im Vergleich zum „Wolfsgift“, der Wurzel der chinesischen Pflanze Stellera, weniger giftig ist. Mit den Seidelbastgewäschen leidet man während der Herstellung nicht an Kopfschmerzen oder Übelkeit, sondern nur leicht an Allergie und Pickeln, wenn man es langfristig berührt. Jedes Jahr im Mai blühen die gelben Blumen der Seidelbastgewäsche völlig auf und es ist die beste Schlagzeit der Seidelbastgewäsche. Gyari und ihre Mitarbeiter hacken nicht alle Zweige ab, sondern nur die zur Herstellung des tibetischen Papiers Geeigneten, was die dünneren Zweige weiterwachsen lässt. Auch die Landkreise und Gemeinden fordern auf, die Wurzeln der Sträucher zu schützen und die großflächige Abholzung zu vermeiden. Um eine harmonische Einheit zwischen Kulturerbe und Umweltschutz zu erreichen, versuchten Gyari und ihre Mitarbeiter vor einigen Jahren, die Seidelbastgewächse am Bergfuß selbst anzubauen. „Am Bergfuß gedeihen die Seidelbastgewächse nicht, deshalb versuchen wir nochmal sie auf dem Berg anzubauen, wo sie besser als am Bergfuß wachsen können. Nächstes Jahr werden wir all die Seidelbastgewächse auf dem Berg anpflanzen“, sagte Gyari.

In der Papierwerkstatt Jindong arbeiten zurzeit 5 Hersteller, die nur in Auftrag zur Arbeit kommen. Sie können pro Tag 100 Yuan RMB und pro Jahr etwa 10,000 Yuan RMB verdienen. In der Regel kann die Papierwerkstatt Jindong in einem Jahr 1,000 Blatt tibetisches Papier verkaufen, in manchen Jahren sogar 3,000 bis 4,000 Blatt, und ihr Jahreseinkommen beläuft sich auf 120,000 Yuan RMB. „Seit den letzten Jahren habe ich die Tibetische Internationale Tourismus- und Kultur-Expo und viele Ausstellungen besucht, wobei ich die neuartigen modernen Produkte von Papierherstellungsstätten der anderen Regionen sah und sie schön fand. Nach meiner Rückkehr versuchte ich, auch solche Papierprodukte herzustellen“, sagte Gyari. In der Papierwerkstatt Jindong sind schon die neuartigen Papierprodukte aus dem tibetischen Papier zu sehen, wie zum Beispiel Laternen, Fächer, Notizenbücher, gedruckte Thangkas und die mit Walnuss gefärbten tibetischen Papiergemälde usw.

„Wir müssen noch die Absatzkanäle ausbauen und den Markt erweitern, um die Kapitalgrundlage zu schaffen, die zur Erweiterung des Ausmaßes und zur Entwicklung unserer Papierwerkstatt beiträgt. Mit der Hilfe der lokalen Regierung erhielten wir viele Aufträge wie zum Beispiel von dem Tibet-Museum in Lhasa. Die Regierung hat zu viel für uns getan und jetzt müssen wir auch selbst nach einem Ausweg suchen“, sagte Gyari.

Am Anfang der Rettungsaktion für das tibetische Papier Jindong setzte sich die Stadt Nyingchi des autonomen Gebiets Tibet schon die Ziele, die traditionellen Herstellungstechniken des tibetischen Papiers Jindong mit Einsatz der letzten Kräfte wiederherzustellen, die Dateien für die umfassend erworbenen Herstellungstechniken systematisch zu erstellen, die neuen Überlieferer des tibetischen Papiers Jindong auszubilden und die Kulturmarke des tibetischen Papiers Jindong zu schaffen. In diesen Jahren bildet die junge Überliefererin Gyari zwei noch jüngere Nachfolger aus, die sind der 25-jährige Tenzin Wangdu und die 21-jährige Drolma Yangjen. Nun bewerben sie sich um den Status der Überlieferer auf Kreisebene.

Quelle: China Tibet Online

Redakteur: Yifei Sui